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Essstörungen

Als Essstörung bezeichnet man Störungen in der Nahrungsaufnahme oder anderer essensbezogener Verhaltensweisen, die mit einer Unzufriedenheit mit sich selbst einhergehen können. Essstörungen beginnen meist in der Kindheit oder in der frühen Jugend und sie kommen bei Frauen und Männern vor: In der Schweiz erkranken etwa 6 Prozent  der Frauen mindestens einmal in ihrem Leben an einer Essstörung und knapp 2 Prozent der Männer.

Symptome

Anorexia nervosa (Anorexie) oder Magersucht: Ein Hauptsymptom ist das Untergewicht, welches durch Einschränkung der Nahrung, vermehrte körperliche Bewegung, durch Erbrechen oder die Einnahme bestimmter Medikamente selbst herbeigeführt wird. Die Wahrnehmung des eigenen Körpers ist verzerrt, es besteht eine Angst vor Gewichtszunahme oder ein sehr niedriges Ideal des Körpergewichts. Meist hängt das Selbstwerterleben erheblich vom Gewicht und der Figur ab. Körperliche Auswirkungen zeigen sich bei Frauen im Ausbleiben der monatlichen Menstruation (Amenorrhoe). Als weitere Folgen können Herzrhythmusstörungen, Schwindel, Schlafstörungen, Blutarmut, erhöhte Anfälligkeit für Infekte, ungewollte Kinderlosigkeit, Potenzverlust bei Männern und ein erhöhtes Risiko für Knochenbrüche auftreten. Die Anorexie ist eine gravierende Erkrankung und kann zum Tod führen.

Bulimia nervosa (Bulimie): Regelmässiges Auftreten von Essanfällen, bei denen in kurzer Zeit unkontrolliert sehr grosse Nahrungsmengen gegessen werden. Gleichzeitig besteht ein grosser Wunsch trotzdem schlank und dünn zu bleiben sowie eine hohe Abhängigkeit des Selbstwerterlebens von Figur und Gewicht. Es treten verschiedene sogenannte «gegenregulierende» Massnahmen auf, so dass die Erkrankung häufig lange unsichtbar für die Umgebung bleibt: z.B. selbst herbeigeführtes Erbrechen, exzessives Sporttreiben, Einnahme von Abführmitteln oder anderen Medikamenten, zeitweises Hungern. Körperliche und psychische Begleiterscheinungen sind z.B. depressive Verstimmungen, ausgeprägtes Schamerleben und emotionale Instabilität, Entzündungen in der Speiseröhre und Magen, erhebliche Zahnschäden, Vitamin und Nährstoffmangel, Nierenschädigungen, Herzrhythmusstörungen und weitere.  

Binge-Eating-Störung: Es treten Heisshungeranfälle auf, ohne dass eine der oben beschriebenen gegenregulierende Massnahmen durchgeführt wird. Betroffenen sind meist übergewichtig. Es besteht ein grosses Schamerleben und eine dauerhafte gedankliche Beschäftigung mit dem eigenen Gewicht und der Figur. Neben der Entwicklung von Depressionen und Ängsten folgen häufig auch medizinische Erkrankungen aufgrund des Übergewichtes wie Herz-Kreislauferkrankungen, Diabetes, Gelenkprobleme etc.

Mischformen: Es gibt viele Mischformen und weitere Essstörungen. Meist ist der Selbstwert sehr stark von den Themen Essen, Gewicht und Figur abhängig.

Ursache

Man geht von mehreren, gleichzeitig bestehenden Auslösern aus (multifaktorielle Ursachen): Manche Essstörungen beginnen mit einer Diät, die ausser Kontrolle gerät, mit einer grossen Aufmerksamkeit auf das Essen (z.B. bei Nahrungsunverträglichkeiten) oder auf das Körpergewicht (z.B. bei bestimmten Sportarten und Berufen oder bei Übergewicht). Kulturelle Einflüsse bestimmen eventuell die Art der Störung. Häufige Schwierigkeiten bestehen im Umgang mit Gefühlen und bezüglich des Selbstwerterlebens oder darin, Erlebnisse aus der Vergangenheit zu bewältigen.

Behandlung

Um körperliche Folgeerscheinungen und eine Chronifizierung zu verhindern, ist das Gewicht und die Nahrungsaufnahme zu normalisieren. Genauso wichtig für eine Heilung sind eine individuelle «Ursachenforschung» und eine langfristige Veränderung dieser Schwierigkeiten: z.B. eine Verbesserung des Selbstwertes, ein wohlwollendes Annehmen der eigenen Person oder eine verbesserte Fähigkeit, mit starken, schwierigen Gefühlen oder Erinnerungen umzugehen.